Kunstverein Hannover, 89. Herbstausstellung : do-ing non do-ing oder eine rätselhafte Gegend, wo es nichts zu tun gibt

„Acting without interfering leaves nothing undone.“[1]

Andrea von Lüdinghausen thematisiert in ihrem ortsspezifischen Konzept das aus dem Daoismus stammende Prinzip des Nicht-Handelns (Wu Wei). Dem Nicht-Tun wird die gleiche Relevanz zugeordnet wie dem Tun. Wu Wei ist die paradoxe Empfehlung, das Nicht-Tun zu tun, ihm bewusst Raum zu geben. Durch müheloses Beobachten mittels aller Sinne entsteht ein Raum der Konzentration. Frisches, müheloses Denken wird möglich – es können sich bisher ungesehene Potentiale entfalten.[2]   

Um im Hof des Künstlerhauses Wu Wei zu praktizieren, wird Raum zwischen drei Referenzobjekten aufgespannt, die im Hof vorhanden sind. Sie zeigen durch ihre schiere Präsenz und die Art ihrer Erscheinung das Prinzip Wu Wei auf: Nicht-Tun führt zu Skulptur, Bild und Installation. Themen sind vorbereitet Unerledigtes, Prokrastiniertes, Wartendes.

„What is actually happening here?“[3]

Die immaterielle Definition des Raumes dient der sensiblen Wahrnehmung jenseits territorialer Ansprüche künstlerischen Wollens und Tuns.Diese Gegend ist dem Wu Wei gewidmet.


[1] Tao Te King, Laozi, Kapitel 48, www.tao-te-king.org/48.htm

[2] Das Prinzip Wu Wei wird z. B. in der Chines. Philosophie, im Coaching und Management angewandt

[3] Christopher Titmuss, Talk about Formlessness and Non-Doing, MTTC, Pauenhof, 10/2020

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